Die Dunkelheit wird ein wenig durchbrochen, diffuses Licht bahnt sich einen Weg in deine weit aufgerissenen Augen. Die Augenbinde ist leicht verrutscht, als du gezuckt hast. Als dein Körper dir Gefahr signalisiert hat, Adrenalin, pumpendes Herz, Schweiß. Der nächste Hieb geht nieder. Du hörst dich aufstöhnen. Du willst dich aufbäumen, doch du kannst nicht. Du musst auf den Knien bleiben. Du schließt die Augen. Dunkelheit.

Worte können Waffen sein, heißt es. Du lässt den Blick durch den Raum schweifen. Nadeln. Ein Rohrstock. Handschellen und Peitschen. Die Schmerzen, die diesen Dingen innewohnen, können dich nicht beeindrucken. Die Schmerzen, die du erwartest, gehen tiefer. Dein Nacken brennt heißt. Du hast dich preisgegeben. Du hast zu viel verraten. Diesmal bist du zu weit gegangen. Die Erniedrigungen, die Beschimpfungen, die auf dich niederprasseln, rauben dir die Sinne. Du gleitest hinab in andere Zeiten, andere Ängste, blickst anderen Menschen ins Gesicht. 

Nein, du willst das nicht. Doch du musst gehorchen. Welche Wahl hast du schon? Halte hin, hoffe es geht schnell vorbei. Deine größte Angst: dass es dir gefällt. Dass dein Weltbild ins Wanken gerät. Und dass du mehr davon willst. Dass du nicht mehr aufhören kannst. Eine Leere, die plötzlich gefüllt wird.

Du bist nackt und allein. Du schaust in den Spiegel. Deine Vorfreude lässt sich nicht leugnen. Die Tür öffnet sich. Das vertraute, leiste knarzen von Leder, das an Leder reibt. Die schweren Schritte von Stiefeln. Ein Handschuh, der an deinem Rücken entlangfährt. Zeit für ein paar Matheaufgaben, bevor du die Kontrolle über die Vorfreude verlierst.

Konzentriere dich. Schlucke. Ein Schauer durchfährt dich, die Härchen auf deinen Armen melden Kälte, aber dir ist heiß. Nein, das ist keine Temperaturschwankung. Das ist Ekel. Reiß dich zusammen. Sei gut. Mach den Mund auf. Etwas anderes hast du nicht verdient.

Einatmen! Du musst einatmen, aber es geht nicht. Nicht eine Sekunde länger, dann war es das. Die Lunge brennt. Die Finger kribbeln. „Zeit für Panik“, meldet dein Gehirn. Dann die Erleichterung. Sauerstoff flutet deinen Körper.

Eine ruhige Stimme holt dich zurück. Du liegst auf einem Bett. Du vergräbst deinen Kopf in einem Arm, der dich hält. Jetzt wird es wieder gehen, eine Weile.